Connect - Wie Vertrauen im Team gelingt

Wir leben in Verbindungen. Nicht nur sind wir in einer höchst arbeitsteiligen Gesellschaft von vielen Akteur:innen und Faktoren abhängig, auch auf der menschlichen Ebene kommen wir nicht ohne einander aus. Der Mensch ist ein soziales Wesen und von Natur aus auf Kooperation programmiert. Unter anderem, wenn es nach Joachim Bauer geht, der in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ der aggressionsbetonten Theorie Darwins ein Gegenkonzept vorhält.

 

Wie relevant Vertrauen, Verbindung und Kooperation im Team- und Führungsalltag sind, wurde uns spätestens in der Corona-Krise und der damit verbundenen Distanz und Entkoppelung schmerzlich bewusst. Gilt es doch, in Zeiten von New Work und tiefgehenden Transformationen, zunehmend agilen und digitalen Arbeitsweisen und remote Teams von einer grundlegenden Verbundenheit des Teams – auch über örtliche Entfernungen hinweg - auszugehen. Doch diese Verbundenheit und das einhergehende Vertrauen, Offenheit und Respekt entstehen nicht einfach von allein. Sie wollen bewusst gefördert, anhaltend gepflegt und immer wieder erneuert werden.

 

Welche Zugänge dabei unterstützen, das grundlegende Vertrauen im Team zu kultivieren, dazu habe ich ein paar Gedanken gesammelt:

 

     1.       Vertrauen ist eine Haltung

Sich vertrauensvoll auf eine Gruppe oder ein Team einzulassen, kann nicht verordnet werden. Menschen können vielmehr dazu eingeladen werden, Vertrauen aufzubauen und vertrauensvoll miteinander umzugehen. Und dafür ist die eigene Haltung ganz entscheidend. Es lohnt sich, einmal in sich hineinzuhören und den Regler ein Stück weit in Richtung Vertrauen zu verschieben. Auch, wenn uns die Vergangenheit anderes gelehrt hat. Doch wir stehen jeden Tag im Hier und Jetzt. Was erwarte ich demnach instinktiv vom Gegenüber? Gehe ich von einer Bereicherung oder einer Bedrohung aus? Wieviel Vertrauen bin ich bereit zu geben? Vielleicht sogar, ohne Gewissheit über den Erfolg meines "Invests" zu haben. Doch das ist genau der Punkt: Eine Haltung des Vertrauens öffnet einen neuen Raum. Erschließt neues Territorium. Ein gebührender Vertrauensvorschuss und eine stabile Rückendeckung stärken den Selbstwert und den Mut der Teammitglieder und aktivieren nachhaltig die Eigenverantwortung und Innovationsfähigkeit. Eine Positivspirale kommt in Gang...

 

     2.       Vorbild wirkt am stärksten

Auch in diesem Themenbereich kommt der eigenen Vorbildwirkung und dem konkreten Tun die größte Kraft zu. Worte sind mitunter flüchtig, Papier geduldig, doch das selbst erlebte Verhalten des Kollegen, der Führungskraft oder der Kooperationspartnerin – über die Zeit hinweg - verankert sich nachhaltig im Bewusstsein und lässt Wechselwirkungen entstehen. Es sind mitunter kleine Gesten der Offenheit, gehaltene Vereinbarungen, Erinnerungen an persönlich wichtige Dinge, Beistand, wenn er nicht erwartet wird, ein konstruktiver Umgang mit Fehlern, mutiges Eintreten, wenn der Gegenwind weht, Unterstützung, wenn es um besondere Bedürfnisse geht, das Einhalten von Vertraulichkeit, Zumuten in einem offenen Gespräch und auch Mal das Zugeben der eigenen Verletzlichkeit... Denn bei aller Professionalität sind wir stets Menschen mit Emotionen, Gefühlen und persönlichen Prägungen.

 

     3.       Vertrauen wächst

Ich sehe Vertrauen in gewisser Weise als ein lebendiges Phänomen. Es wird gepflanzt und entsteht, es wächst und verzweigt sich mit jeder Interaktion, mit jeder positiven Erfahrung. Unser Gehirn bildet durch seine Neuroplastizität neue Verbindungen, quasi ein Netz der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Es wird immer dichter und stabiler. Viele kennen den Spruch, dass Vertrauen lange benötigt, um zu entstehen und schnell zerstört werden kann. Ich teile ihn nur bedingt. Vielmehr gefällt mir das Bild des Sicherheitsnetzes, durch das man in schwierigen Situationen aufgefangen wird. Ein Netz des Vertrauens, das durch viel kleine und größere Erfahrungen der Zusammenarbeit und des offenen Gesprächs entstanden ist und das auch kritischen Situationen standhält.

 

Ich vertraue somit dem Vertrauen. Denn eine weitere Theorie konnte ich noch nie leiden: „Der Mensch ist dem Menschen Wolf“ von Thomas Hobbes. Nicht nur sind Wölfe sehr soziale Wesen, auch das Modell des Kampfes, der Konkurrenz und des Win-Lose-Denkens ist mehr als veraltet. In einer derart herausgeforderten und komplexen Welt gelingt eine gute Zukunft nur miteinander. Schaffen wir daher immer mehr diese Räume des Vertrauens, bis sie uns in Fleisch und Blut übergehen und nachhaltig Teil des Systems werden. Denn Vertrauen und Kooperation beginnen im Grunde bei uns selbst - und im Team.

 

Ihre Birgit Allerstorfer


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