Wo wären wir ohne Zuversicht?

Zuversicht als Möglichkeitssinn und Skillset der Zukunft

Inmitten rollender Panzer, Raketenhagel und unermesslichem Leid der Menschen, ist es schwer einen klaren Kopf und ein ruhiges Herz zu bewahren. Zu tief gehen die Eindrücke, zu schmerzhaft sind auch kollektive Erinnerungen an Krieg und Zerstörung, selbst in eigener Sicherheit.

 

Die Tatkraft der Helfenden ist überwältigend, der Widerstand größer als erwartet, die Solidarität der Weltgemeinschaft gibt Kraft. Und doch schleicht sich immer wieder die Verzweiflung ein. Wohin soll das führen? Wo sind wir im 21. Jahrhundert (wieder) gelandet?

 

Und auch wenn es zu früh ist, umfassende Schlüsse zu ziehen und die Komplexität der Lage viele Perspektiven braucht, so kommt mir doch ein Ansatz in den Sinn.

 

John Paul Lederach – Friedensforscher, Mediator und Professor for Peacebuilding - beschreibt in seinem Buch „The Moral Imagination. The Art and Soul of Building Peace“ die Fähigkeit, inmitten gewaltsamer Konflikte die Potentiale für Frieden zu erahnen und zu stärken.

 

“(…) I suggest and will explore the moral imagination as the capacity to imagine something rooted in the challenges of the real world yet capable of giving birth to that which does not yet exist. In reference to peacebuilding, this is the capacity to imagine and generate constructive responses and initiatives that, while rooted in the day-to-day challenges of violence, transcend and ultimately break the grips of those destructive patterns and cycles.” (Lederach 2005)

 

Dabei geht es keineswegs um Naivität oder Wunschdenken. Sondern die klare und unerschütterliche Ausrichtung auf ein friedvolles Auskommen und das Unterbrechen von Gewaltspiralen, gebündelt mit Kompetenzen der Friedensförderung. Und wir werden neue, innovative, ganzheitlichere Antworten brauchen. Denn eine Sehnsucht verbindet nachhaltig alle Menschen: Der Wunsch, in Frieden zu leben. Lassen wir also den Schock und die Angst hinter uns. Richten wir den Blick auf konstruktive Lösungen und entziehen wir dem Sog und der Tragödie des Krieges seine Existenz. Seine Zeit ist über kurz oder lang vorbei. Im Auge des Sturms ist es womöglich zu früh. Doch Zuversicht, Ausrichtung und eine entschlossene Haltung können nicht früh genug beginnen. Und sie tragen weit.